Alles, was Sie über Green UX wissen müssen
Alicja MasiukiewiczLesezeit: 12 Minuten
Nach und nach ist ein Übergang von kohlenstoffbasierten Energiequellen zu umweltfreundlicheren zu beobachten. Das ist jedoch ein langwieriger Prozess. Obwohl das Thema weltweit ungleichmäßig verteilt ist, betrifft es dennoch den gesamten Planeten. Deshalb ist es unsere Pflicht als ganze Gesellschaft, verantwortungsbewusst und sachkundig zu handeln, um gegen den globalen Klimawandel vorzugehen. In diesem Artikel stellen wir Ihnen Green UX als Teil der Lösung vor. Es wird um die Bedeutung sowie um das Potenzial gehen, denn UX ist die Grundlage für alle Online-Interaktionen.
Was ist das Problem?
Ich würde sagen, es gibt vornehmlich zwei Probleme. Ein Problem ist der CO2-Fußabdruck sowie der immense Wasserverbrauch, den wir mit jedem Klick verbrauchen. Das zweite Problem ist, dass wir unseren Nutzerinnen und Nutzern nicht beibringen, nachhaltig zu sein.
Ökologische Schäden
Bernard Marr schreibt in seinem Artikel für Forbes im Jahr 2018, dass in jenem Jahr jeden Tag 25*106Terabytes an Daten erzeugt wurden. Ich kann nur erahnen, wie viele Daten es vier Jahre später und während der Quarantäne sind! Nach Angaben von greentheweb.com verbraucht eine einzelne Webseite im Durchschnitt 1,76 g CO2 pro Seitenaufruf. Der Energieverbrauch von Rechenzentren wird für 2020 auf 140 TWh geschätzt – nur in den USA! Das entspricht jener Energie, die von 50 kohlebefeuerten 500-MW-Kraftwerken erzeugt wird, und ergibt Stromkosten von etwa 13 Milliarden Dollar pro Jahr. Dies wiederum entspricht dem durchschnittlichen Stromverbrauch von 500 000, den eine britische Wohnung pro Jahr verbraucht!
Nach Angaben der Internationalen Energieagentur verbrauchen Rechenzentren etwa 200 Terawattstunden (TWh) Strom pro Jahr. Dies entspricht fast 1 % des weltweiten Strombedarfs und trägt zu 0,3 % der weltweiten CO2-Emissionen bei.
Aber das ist noch nicht alles. Etwa 30 bis 50 % des Energieverbrauchs von Rechenzentren entfallen allein auf die Kühlung. Ein Prozess, der wahnsinnige Mengen an Wasser erfordert. Ein gutes Beispiel ist hier Google und deren Betriebsgeheimnis. Im Zuge der juristischen Auseinandersetzungen mit den örtlichen Versorgungsunternehmen und dem Naturschutz sickerte es jedoch durch. Allein 2019 hat Google über 87 Hektoliter Wasser für Rechenzentren in drei verschiedenen Staaten beantragt bzw. bewilligt bekommen. Das Betriebsgeheimnis verbot es selbst Mitarbeitenden der Staaten, die Einzelheiten hierzu zu veröffentlichen. Aber wie wir wissen, betreibt Google derzeit 29 Standorte von Rechenzentren über die ganze Welt verteilt ...
Die Nachfrage nach Energie in der IT wächst, und es ist kaum vorstellbar, dass diese wieder abnehmen wird. Stattdessen verstricken wir uns immer weiter in eine digitale Co-Abhängigkeit. Aber ist das schlecht? Nein. Aber nachhaltig ist es definitiv nicht.
Schlechte Gewohnheiten
Das zweite Problem betreffen die Gewohnheiten und Standards, die wir entwickelt haben.
So neigen wir dazu, digitale Dinge zu horten. Pinterest-Boards voller inspirierender Bilder, Newsletter, die wir nicht lesen, alte Junk-Mails, To-Do-Listen, Online-Konten auf Portalen, die wir nie nutzen, Dokumente, Entwürfe, Fotos... all diese Dinge liegen da, ohne jemals genutzt oder bearbeitet zu werden, und frisst dennoch Energie.
Streaming ist eine weitere Sache. Gerade jetzt verbringen viele Menschen ihre Zeit in der Quarantäne oder des Lockdowns vor dem Bildschirm. Den ganzen lieben Tag schauen wir uns Videos auf YouTube oder anderen Videoplattformen an. Die Autoplay-Option ist toll, solange sie bewusst eingesetzt wird. Ansonsten ist sie ein weiterer Beitrag zu einer sinnlosen CO2-Produktion.
Der elektronische Handel ist eine weitere Variable in der Gleichung, die bei den Nutzerinnen und Nutzern schlechte Gewohnheiten hervorruft. Riesige Online-Shops mit komplizierten Designs voller Videos und Bilder. Schlechte Gewohnheiten und ein Teufelskreis des Konsumverhaltens. Es ist schwer, hier eine Balance zu finden. Alles, was wir auf digitalem Wege erreicht haben, ist schließlich wertvoll. Jetzt müssen wir diese Errungenschaften nur noch nachhaltig machen.
Green UX – was ist das?
Kurz gesagt: Green UX ist ein UX, das sich auf die ökologische Nachhaltigkeit eines Produkts konzentriert. Aber das ist noch nicht alles. Die User Experience ist eine Grundlage dieses Produkts, was eine große Verantwortung und enorme Möglichkeiten mit sich bringt. Ein umweltbewusstes Team sollte hier die richtigen Ziele setzen und das Projekt auf diese ausrichten. Das Ziel ist es, den Kundinnen und Kunden zu dienen, sie zu informieren und das Geschäft zu verbessern.
Ökologisches Bewusstsein und Nachhaltigkeit sind jedoch eine umfassendere Sache. Schließlich geht es um unsere Zukunft, also sollte es eigentlich ganz einfach sein – das ist es aber nicht. Nachhaltigkeit ist ein politisches Thema, Teil eines bestimmten Lebensstils, manchmal auch im Hinblick auf Mode. Sie hat zudem enorme wirtschaftliche Auswirkungen, da sie Umstellungen in vielen Bereichen von Unternehmen erfordert.
Grafikdesigner waren sich diesem Problem bewusst und entwarfen eine aktualisierte Version des F1st Things F1st -Manifests von 1964. Dabei konzentrierten sie sich auf Umweltfragen. Das Manifest wurde von Tausenden von Designern unterzeichnet und in 21 Sprachen übersetzt. Dieses Engagement zeigt, wie wichtig das Thema ist und dass sich auch die Kreativbranche dessen sehr bewusst ist.
Was wir jetzt tun müssen
- Wir müssen die Geschichte, Prozesse und Ethik von Design herausfordern und neue kreative Fähigkeiten, Ressourcen, Kollaborationen sowie Designsprachen entwickeln.
- Wir müssen gemeinschafts-basierte Initiativen für Gerechtigkeit, Heilung, Ko-Existenz und gegenseitigen Respekt unterstützen.
- Wir müssen verstehen, dass wir nicht außerhalb der Natur existieren. Wir sind Teil eines komplexen Systems, und dieses Wissen müssen in unseren Handlungen widerspiegelt sein.
- Wir müssen die Prioritäten unserer Profession zugunste von inklusiveren, empathischeren und engagierteren Praktiken abändern. Ein Umdenken, das über Nachhaltigkeit weit hinausgeht: Hin zu Regeneration und der Ko-Kreation von nicht-ausbeutenden und nicht-aneignenden sozio-ökologischen Beziehungen.
- Wir müssen uns verpflichten, Design, Produktion, Distribution und die Nutzung unserer Produkte wieder mit der Erde – mit all ihren Lebensräumen – zu verbinden.
- Wir müssen unsere Fähigkeiten für das Verbesserung der Menschheit einsetzen, um eine ökologischere Zivilisation zu erreichen.
Wir glauben, dass alle diese Prinzipien in eine interdisziplinäre Design-Lehre integriert werden müssen.
Wir werben weder für die Reduktion von Design auf einen einzelnen Fokus – das wäre unmöglich –, noch wollen wir dem Leben den Spaß rauben. Wir schlagen eine Wende in unseren Prioritäten hin zu nützlicheren, generativeren und gerechteren Formen von Design vor.
Was können wir tun? Green UX in der Anwendung
Die technischen Aspekte von Green UX
Wenn Sie nicht wissen, wo Sie anfangen sollen, überprüfen Sie zuerst Ihre Website. Websitecarbon.com ist ein kostenloses Tool, mit dem Sie den CO2-Fußabdruck Ihrer Website messen können. Hier erhalten Sie nicht nur Informationen über die Menge des produzierten CO2, sondern auch Ressourcen, um etwas zu verändern.
Hosting
Beginnen wir mit den Grundlagen. Die erste bewusste Entscheidung besteht darin, den Hosting-Provider mit Bedacht auszuwählen. Am besten wäre es, einen lokalen Provider zu wählen. Erkundigen Sie sich also am besten in Ihrer Region nach guten Lösungen. Lassen Sie mich ein paar Beispiele nennen:
Britischer Provider – EcoHosting nutzt typische britische Wetterbedingungen für den Kühlprozess. Das bedeutet, dass die Kühlgeräte an den meisten Tagen des Jahres (und so gut wie jede Nacht) sehr wenig arbeiten müssen. Aber EcoHosting leistet noch viel mehr, erfahren Sie mehr dazu auf ihrer Website.
Wer in den USA, Kanada oder den Niederlanden lebt, kann GreenGeeks nutzen – ein ausgezeichneter Hosting-Provider, der ein Energieausgleichsprogramm anbietet. GreenGeeks kauft Zertifikate für erneuerbare Energien in dreifacher Höhe ihres geschätzten Verbrauchs und pflanzen für jedes Konto, das sie auf der Plattform einrichten, einen Baum.
Ein Kohlenstoffkompensationsprogramm ist eine Möglichkeit, den CO2-Fußabdruck auszugleichen, indem die von einem Unternehmen oder einer Einzelperson verursachten Auswirkungen ausgeglichen werden. Dies kann etwa durch Investitionen in die Reduzierung oder Speicherung von Kohlenstoff geschehen. Zum Beispiel durch die Erhaltung von Wäldern, das Pflanzen von Bäumen oder durch erneuerbare Energien wie Solarenergie, Windparks etc.
Wenn Sie an weiteren Beispielen interessiert sind, finden Sie eine Rangliste auf techradar.com.
Green UX: effiziente Lösungen
Je leichter und einfacher die Lösung ist, desto besser ist sie auch für die Umwelt. Als Faustregel gilt, dass die Verwendung komplizierter JavaScripts oder umfangreicher Multimedia-Inhalte vermieden oder zumindest auf ein Minimum reduziert werden sollte. Zudem lohnt es sich, eine benutzerdefinierte Schriftart gegen eine Systemschriftart auszutauschen und eine Struktur aufzugeben, die viele Umleitungen und Anfragen erfordert.
Ein fabelhaftes Beispiel für eine leichtgewichtige und umweltbewusste Website ist Organic Basic. Fotos werden hier beispielsweise durch einfache Abbildungen der Produkte ersetzt. In manchen Fällen ist das Foto auf Anfrage erhältlich, in anderen nicht. Ist dies der richtige Weg, um einen Online-Shop zu betreiben? Diese Entscheidung überlasse ich Ihnen. Aber sie ist auf jeden Fall ein gutes Beispiel, und zeigt, was möglich ist.
Optimierung von Dateien
Nicht alle werden in der Lage sein, einen solch extremen Ansatz zu verfolgen. Dennoch können wir uns in kleinen Schritten nach und nach einem grünen und nachhaltigen Ziel nähern. Wenn Sie etwa Videos zur Verfügung stellen – verzichten Sie auf die Autoplay-Option.
Wenn Sie Bilder verwenden, optimieren Sie diese. Mit einer einzigen Maßnahme können Sie schon die Ladezeiten verkürzen und den CO2-Fußabdruck Ihrer Website verringern.
Verwenden Sie CSS-Sprites. Mit einem einzigen Bild, das all Ihre Icons, Logos und anderen Elemente enthält, die Sie auf Ihrer Website immer wieder verwenden, können Sie HTTP-Anfragen und Ladezeiten minimieren.
Verwenden Sie geeignete Dateiformate. JPEG ist etwa gut für die Bitmaps. So können diese in verschiedene Größen und Qualitäten exportiert werden. Wie Sie unten sehen, ist der Qualitätsunterschied je nach Größe kaum sichtbar. Es hat sich bewährt, immer auf die kleinstmögliche Datei zu setzen, ohne das Design dabei zu beschädigen.
Wenn Sie hingegen eine Vektor- oder einfache Strichgrafik haben, wählen Sie das GIF- oder SVG-Format. Für Bilder, die Transparenz erfordern, ist das PNG-Format immer eine gute Wahl. Ziehen Sie außerdem das WebP-Format in Betracht. Dieses ist kleiner als JPEG, bietet aber eine höhere Qualität, Transparenz und die Möglichkeit, Animationen zu erstellen.
Was auch wichtig ist, aber leicht vergessen wird – verzichten Sie darauf, Bilder in Ihrer E-Mail-Fußzeile oder Ihrem Newsletter zu verwenden. Einfache Text-E-Mails sind außerdem nicht nur leicht, sondern auch sehr ansprechend. Denn sie werden immer auf die gleiche Weise angezeigt und superschnell geladen. So gibt es keine Probleme mit der Funktion, die Bilder in den meisten intelligenten Postfächern der Empfänger automatisch ausschaltet.
Branding vs. Green UX
Sprechen wir immer noch über Green UX? Ja. UX endet nicht auf dem Bildschirm. Wenn Sie an nachhaltige Veränderungen in Ihrem Unternehmen oder im Unternehmen Ihres Kunden oder Ihrer Kundin denken, denken Sie auch an alles drum herum.
Verwenden Sie zum Beispiel noch Visitenkarten? Mittlerweile haben wir mit NFC oder dem QR-Code Alternativen. Der NFC-TAG-SHOP bietet eine große Auswahl an NFC-Produkten, von Karten über Tags bis hin zu Druckerzeugnissen. Wenn Sie Papier bevorzugen, entscheiden Sie sich für Recyclingpapier. Dasselbe gilt für alle anderen Materialien, die Sie weitergeben. Denken Sie daran, dass nicht alle Farben und Farbstoffe zudem umweltfreundlich sind. Werfen Sie einen Blick auf TOPQ, ein schönes Beispiel für eine umweltfreundliche Druckerei.
Die NFC-Technologie bietet viele Möglichkeiten, Ihr Business und Ihre Produkte digitaler, ressourcenschonender und damit nachhaltiger zu gestalten – beispielsweise bei Messeaufritten, Inventarisierungen oder Werbe- und Marketingmaßnahmen. Wir erschaffen mithilfe von NFC smarte Produkte, die Einfachheit und Digitalisierung bringen – auch individuell gestaltete NFC-Artikel und NFC-basierte Software-Lösungen. Denn mit NFC kann man viele Informationen per Scan schnell und einfach abrufen und die Technologie so in vielen Bereichen des eigenen Unternehmens einsetzen. Ein ganz einfaches Beispiel ist die Visitenkarte: Auf der NFC-vCard wird ein individueller Link zu Ihrem persönlichen Profil gespeichert. Durch die Möglichkeit des beliebig häufigen Scans, ersetzt jede NFC-vCard je nach gewählter Form und Material ein Vielfaches an klassischen Visitenkarten. Dadurch schont sie die Umwelt und Produktionskosten. Sie ist also nicht nur einfach und komfortabel, sondern auch effizient und dadurch nachhaltig.
Green UX im digitalen Büro
Was ist mit Ihren internen Dateien und Dokumenten? Wo bewahren Sie diese auf? Laut Brainwave.ai bietet Google die grünste Cloud auf dem Markt an. Erinnern Sie sich jedoch an den Anfang des Artikels? Dort habe ich den Wasserverbrauch der Google-Rechenzentren erwähnt. Das heißt, wir haben noch einen sehr langen Weg vor uns. Aber wenigstens gibt sich Google Mühe, wie in ihren Berichten zu sehen ist.
Wie auch immer, es gibt einige Dinge, die wir alle verbessern können:
- Wenn es nicht notwendig ist, Ihre Dateien in der Cloud zu speichern, bewahren Sie diese auf einer externen Festplatte auf.
- Wenn Sie die Cloud nutzen müssen, sollten Sie diese aufgeräumt halten. Ihr E-Mail-Entwurf aus dem Jahr 2007 und Ihre Einkaufsliste aus dem Jahr 2019 verursachen jeden Tag einen CO2-Fußabdruck.
Außerdem können Sie Ihr User-Verhalten noch weiter verbessern. Wechseln Sie zum Beispiel zur Ecosia-Suchmaschine. Ecosia vertritt die Idee, mit dem Geld aus jeder Suchanfrage einen Baum in einem Gebiet zu pflanzen, das es am meisten braucht.
Und nicht zuletzt können Sie sowohl bei der Arbeit als auch im Privatleben weitere Verbesserungen erzielen. So abonnieren Sie etwa viele Websites und Dienste aus unterschiedlichen Gründen. In den meisten Fällen wird ein Newsletter einfach automatisch mitgesendet. Es gibt aber Möglichkeiten, dieses Chaos zu beseitigen.
Die erste ist sicherlich die einfachste, kann aber etwas zeitaufwendig sein. In den meisten Postfächern finden Sie einen integrierten Button zum Abbestellen.
Oder Sie verwenden Tools, die auf dem Markt angeboten werden. So zum Beispiel Leave Me Alone. Ein ziemlich einfaches und effektives Tool. Je nach Bedarf können Sie das Tool einfach mal mit 5 Abmeldungen ausprobieren. Nutzen Sie eine einmalige Zahlung, um Ihr Postfach zu bereinigen, oder schließen Sie ein Abonnement ab, wenn es für Sie ein wiederkehrendes Problem ist.
Aktuelle Situation und Nachhaltigkeitsthemen
Unternehmerische Herausforderungen im Zusammenhang mit Green UX
In der Unternehmenssprache gibt es ein paar Schlüsselwörter. Engagement, Leistung, Sicherheit, Umsatz, aber Nachhaltigkeit gehört selten dazu. Als UX-Designer wissen wir, dass wir unsere Kundinnen und Kunden sehr oft aufklären müssen. Aber glücklicherweise sind die Kundinnen und Kunden, „die es besser wissen“, auf dem Rückzug. Obwohl UX ein schicker Begriff ist, scheint es den Entscheidungsträger/innen wenig Spaß zu machen, dafür Geld auszugeben.
Doch Green UX spricht deren Sprache vielleicht besser, als Sie zunächst denken. Eine nachhaltige Website zum Beispiel speichert nur ein Minimum an Daten. Daher ist die Ladezeit minimal, die Website ist superschnell, die Nutzerinnen und Nutzer sind zufrieden, es gibt weniger Probleme und bessere Platzierungen in den Suchmaschinen. Kurz gesagt, die technische Seite des grünen Ansatzes hat jede Menge zu bieten.
Zudem sind hier die Statistiken und das Kundenverhalten. Im Jahr 2021 befragte Deloitte Verbraucherinnen und Verbraucher hinsichtlich ihrer Einstellung zu ökologischer und ethischer Nachhaltigkeit.
Auch wenn es zweifellos Probleme mit der Pandemie gibt, ist das Streben nach mehr Nachhaltigkeit ungebrochen. So gibt ein Drittel der Befragten an, dass Nachhaltigkeit und Ethik bei ihren Entscheidungsprozessen eine wichtige Rolle spielen. 61 % der Verbraucher/innen haben etwa ihren Verbrauch von Einwegplastik reduziert. Und 45 % entschieden sich für den Kauf von Produkten aus lokalem Anbau. Erstaunlicherweise haben fast 30 % der Verbraucher/innen beschlossen, keine Marken oder Produkte mehr zu kaufen, wenn sie dabei ethische oder umweltbezogene Bedenken haben.
Das Weltwirtschaftsforum stellt fest, dass die Online-Suche nach nachhaltigen Produkten in den letzten fünf Jahren zugenommen hat:
- 71 % weltweit,
- 24 % in Indonesien,
- und ein phänomenaler Anstieg von 120 % in Ecuador.
Lassen Sie mich einen umwerfenden Absatz zitieren:
Auf makroökonomischer Ebene könnte ein naturverträglicher Wandel in den Bereichen Lebensmittel, Infrastruktur und Rohstoffgewinnung bis 2030 einen jährlichen Geschäftswert von über 10 Billionen Dollar generieren und 395 Millionen Arbeitsplätze schaffen. Die Analyse des Weltwirtschaftsforums beziffert zudem den Wert der Natur für die Weltwirtschaft auf 44 Billionen Dollar – mehr als die Hälfte des globalen BIP.
Es sollte also immer weniger Unternehmern schwer fallen, umweltbewusste Entscheidungen zu treffen. Es ist allerdings nicht immer leicht, das große Ganze zu sehen. Der Schlüssel, um CEOs und Produktverantwortliche von Green UX zu überzeugen, sind also Statistiken sowie das Aufzeigen nachhaltiger Trends.
Schlechte Gewohnheiten und Greenwashing
Wie alle Trends, haben auch die grünen ihre hässlichen Seiten. Bekannt unter dem Begriff Greenwashing. Greenwashing ist dann der Fall, wenn ein Unternehmen mehr Geld für die Vermarktung von Nachhaltigkeit ausgibt, als für die tatsächliche Minimierung seiner Umweltauswirkungen.
Laut einem McKinsey-Bericht ist die Generation Z die neue „Konsumkraft". Und diese sind eher bereit Geld für Produkte, Dienstleistungen und Marken auszugeben, die als nachhaltig wahrgenommen werden. Eines von vielen Beispielen für Greenwashing, auf das wir alle zeigen können, ist der Volkswagen-Skandal. Lange Rede, kurzer Sinn: Viele VW-Fahrzeuge wurden mit einer Abschalteinrichtungssoftware in Dieselmotoren verkauft. Die Abschalteinrichtung konnte erkennen, wann der CO2-Ausstoß getestet wurde und veränderte daraufhin die Leistung, was zu falschen Emissionsergebnissen führte. Der deutsche Autogigant hat inzwischen zugegeben, bei Abgastests in den USA betrogen zu haben. Die als schadstoffarm und umweltfreundlich beworbenen Autos waren jedoch bereits in großer Zahl verkauft. Ich empfehle Ihnen, mehr über diesen Skandal zu lesen.
Das Gleiche geschieht auch in anderen Unternehmen. Auch Nestlé versucht sich mit seiner schrecklichen Geschichte von Raubzügen in Entwicklungsländern, dem Babymilchskandal, dem Verkauf von giftigem Hundefutter, irreführendem Marketing und vielem mehr als umweltbewusst zu zeigen. Doch der Lebensmittel- und Getränkeriese wurde (unter anderem) von Greenpeace zur Rechenschaft gezogen.
Green UX kann dabei helfen, Greenwashing zu bekämpfen, indem es Unternehmen transparenter macht. Ein gutes Beispiel ist Nago – ein Unternehmen, das Ihnen alle Informationen liefert. Viele Marken gehen diesen Weg, um zu erklären, warum faire Produkte mehr kosten.
Green-UX-Lösungen
Es gibt so viel zu verbessern, weshalb wir sofort mit kleinen Schritten beginnen können. Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass „grün" oder „nachhaltig" nicht nur Modewörter sind. Vielmehr handelt es sich um eine Notwendigkeit und Green UX konzentriert sich auf die ökologische Nachhaltigkeit. Dies ist jedoch nur ein Teil der Abhängigkeiten und miteinander verbundenen Probleme, mit denen wir zu kämpfen haben.
Es gibt also einige Dinge, die wir tun können:
Förderung von Vielfalt und Inklusion
Das klingt vielleicht nicht nach einem Umweltproblem, ist es aber. Es ist wichtig, daran zu denken, dass unser Handeln Auswirkungen auf die Umwelt und die Menschen auf der anderen Seite der Welt hat. Wenn wir Bilder, Erwähnungen und Geschichten aus anderen sozialen und ethnischen Gruppen einbeziehen, sind wir weniger geneigt, uns in unserer eigenen Informationsblase zu verschließen. Wir mögen Kleidung in der EU kaufen, aber die Server können in Großbritannien stehen und die Produkte selbst in China hergestellt worden sein. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir in einem riesigen globalen Dorf leben und jede unserer Handlung Konsequenzen hat.
Informieren und aufklären
Wenn man es darauf ankommen lässt, werden sich die meisten Nutzerinnen und Nutzer für grüne Lösungen entscheiden. Aber sie sollten sich darüber im Klaren sein, dass es eine Wahl gibt. So steht der eCommerce dafür, die Kundin oder den Kunden in den Mittelpunkt zu stellen, aber in der Regel geht es nur um den Komfort der Nutzung. So kann ein Kunde beispielsweise zwischen der Lieferung nach Hause und der Abholung an einer Packstation wählen. Eine kleine Information darüber, welchen Unterschied diese beiden Optionen bezüglich des CO2-Fußabdrucks machen, kann einen großen Unterschied im Kundenverhalten bewirken.
Im Jahr 2016 schrieb Artiom Dashinsky einen großartigen Artikel mit dem Titel „Product Design for Sustainability". In diesem dachte er darüber nach, wie bestimmte Dienstleistungen und Produkte verbessert werden könnten, um sie nachhaltiger zu machen. Es ist eine Freude, diesen Artikel jetzt zu lesen, nachdem er ihn im Jahr 2021 aktualisiert hat. Denn viele seiner Ideen wurden in die Tat umgesetzt. So wies er zum Beispiel auf das Problem hin, dass Lebensmittel immer zusammen mit Plastikbesteck geliefert werden. Normalerweise brauchen wir dies aber nicht, da wir zu Hause oder im Büro unser Besteck haben. Es wäre also am besten, Besteck nur auf Anfrage zu erhalten. Deshalb ist es eine gute Nachricht, dass Uber Eats bis 2021 bereits eine solche Option eingeführt hat und viele andere nachziehen werden.
Kommen wir noch einmal zurück zur Deloitte-Umfrage. Auf die Frage, warum Kundinnen und Kunden bislang keinen nachhaltigen Lebensstil angenommen haben, standen drei Antworten im Vordergrund:
- Ich bin nicht interessiert (22 %),
- Es ist zu teuer (16 %),
- Ich habe nicht genug Informationen (15 %).
Von den finanziellen Aspekten einmal abgesehen, sind die beiden anderen Gründe für uns als Designer ein Thema, dem wir uns annehmen müssen.
Indem wir Ideen wie die von Artiom Dashinsky weiterverbreiten, können wir den Verbraucherinnen und Verbrauchern beibringen, dass Nachhaltigkeit auch eine Frage des Geldes ist. Wenn sie beispielsweise ein langlebigeres Produkt kaufen, sparen sie langfristig Geld und treffen als „Nebeneffekt" eine umweltfreundlichere Wahl.
Indem wir die Kundinnen und Kunden also darüber informieren, welche Option umweltfreundlicher ist, geben wir ihnen die Möglichkeit, ohne großen Aufwand zu lernen. Vor allem liegt es in unseren Händen, dass wir die Menschen daran gewöhnen, täglich an dieses Thema zu denken.
Fazit
Wie Sie sehen, liegt noch ein langer Weg vor uns. Aber wir sind zweifellos auf dem richtigen Weg. Umweltbewusstes Handeln wird immer mehr zum Standard, und hoffentlich können Artikel wie dieser bald archiviert werden.
Ich möchte diesen Artikel mit einer Erinnerung daran abschließen, dass wir alle verantwortlich sind. Das Internet hat die Grenzen aufgehoben und unser Handeln hat nun auch Auswirkungen auf Menschen, Tiere und Umwelt auf anderen Teilen der Erde. Als Designer sollten wir stets daran denken und nachhaltige Lösungen forcieren.
Green UX ist noch nicht so standardisiert wie etwa die „Best Practices für eCommerce" usw., aber es gibt bereits viele Ressourcen. Ich habe versucht, in diesem Artikel so viele wie möglich mit Ihnen zu teilen, in der Hoffnung, dass Sie etwas finden, das für Ihre Situation und Ihre Fähigkeiten geeignet ist. Denken Sie daran: Ein kleiner Schritt ist besser, als gar nicht zu handeln! Wenn das Einzige, das Sie im Moment tun können, also ist, Ihre Cloud aufzuräumen, dann tun Sie es! Es lohnt sich!
Ich danke Ihnen fürs Lesen! Teilen Sie mir gern weitere Ideen in den Kommentaren mit! Wenn Sie ein grünes Projekt gemeinsam mit uns aufbauen möchten, kontaktieren Sie uns!