Ist eine Progressive Web App eine gute Wahl für Ihr nächstes Projekt?
Krzysztof KaszanekLesezeit: 11 Minuten
Einführung
Sie sind bei diesem Artikel gelandet, weil Sie sich wahrscheinlich fragen, was Progressive Web Apps sind. Und auch, ob sie für Ihr Projekt geeignet sind oder nicht.
Progressive Web Apps sind erweiterte Websites. Die Frage sollte also nicht lauten: „Was ist eine PWA?“, sondern eher: „Was macht eine Website zu einer PWA?“. Kurz gesagt sind drei Dinge ausschlaggebend: Sie wird über HTTPS bereitgestellt, enthält ein Web-App-Manifest und implementiert einen Service-Worker.
Bereitstellung über HTTPS
Die Bereitstellung von Inhalten über HTTPS wird für jede Website empfohlen, nicht nur für PWAs. Die bekanntesten Browser betrachten eine Website als unsicher, wenn sie nicht über HTTPS bereitgestellt wird. Sie machen dies zu einer Voraussetzung für eine funktionsfähige PWA. Let's Encrypt ist eine öffentliche Zertifizierungsstelle. Sie ist kostenlos und relativ einfach zu installieren – eine gute Möglichkeit, diese Anforderung zu erfüllen.
Enthält ein Web-App-Manifest
Ein Web-App-Manifest ist eine Textdatei im JSON-Format, in welcher die PWA-Metadaten festgehalten werden. Es enthält, neben anderen Attributen, den Namen der App, die Beschreibung, die Symbole, die Start-URL und die Hintergrundfarben. All diese Informationen bestimmen, wie die Webanwendung aussieht, welches Symbol nach der Installation angezeigt wird, welche URL der App-Scope oder was die standardmäßige Bildschirmausrichtung ist. So wird sichergestellt, dass die PWA ähnlich wie eine native App aussieht und sich entsprechend verhält.
Implementiert einen Service-Worker
Ein Service-Worker ist ein Skript (JavaScript), das im Hintergrund des Browsers läuft – unabhängig von der PWA (oder Website). Das bedeutet, dass es auch dann arbeitet, wenn die Anwendung nicht geöffnet ist. So werden Push-Benachrichtigungen, regelmäßige Hintergrund-Synchronisationen und eine Cache-Schnittstelle bereitgestellt. Der Service-Worker ist die Basis für die Bereitstellung eines Offline-Erlebnisses, da er Netzwerkanfragen von der App abfangen und entscheiden kann, wie sie zu behandeln sind. So kann er beispielsweise helfen, eine Cache-First-Strategie für die Bereitstellung von Inhalten oder Assets zu implementieren. Wenn also schon einmal auf die PWA zugegriffen wurde, ist für einen erneuten Zugriff keine Netzverbindung erforderlich. Ein weiteres Beispiel ist die Verschiebung von Aktionen auf einen späteren Zeitpunkt, wenn das Gerät wieder mit dem Internet verbunden ist. Wenn ein Benutzer etwa eine Nachricht senden möchte, während sein Gerät offline ist, würde der Workflow folgendermaßen aussehen:
- Der Benutzer schreibt die Nachricht und steckt das Smartphone dann in die Tasche.
- Der Service-Worker erkennt das Fehlen einer Verbindung und persistiert die Nachricht mithilfe einer Client-seitigen Speicher-API wie IndexedDB.
- Wenn die Internetverbindung wiederhergestellt ist, ruft der Service-Worker die Nachricht ab und sendet sie im Hintergrund.
Wie bereits erwähnt, befindet sich das Skript des Service-Workers in einer separaten JavaScript-Datei. Er muss in der PWA registriert werden über serviceWorkerContainer.register(). Es ist wichtig anzumerken, dass der Service-Worker nur funktioniert, wenn die PWA HTTPS verwendet.
Hier finden Sie mehr zum Einsatz von Service-Workern.
Sind diese drei Dinge ausreichend?
Ja und nein. Eine Website, die diese drei Dinge aufweist, gilt als PWA. Aber eine gut implementierte PWA sollte viele – wenn auch nicht alle – der folgenden Attribute aufweisen (laut MDN Web Docs):
- Auffindbar. Der Inhalt der PWA sollte in den Ergebnissen von Suchmaschinen erscheinen.
- Installierbar. So kann man leicht darauf zugreifen, ohne eine URL im Browser öffnen zu müssen – genau wie bei einer nativen App.
- Verlinkbar. Sie sollte über eine URL zugänglich sein, damit sie weitergegeben werden kann.
- Netzunabhängig. Sie sollte auch bei schlechter Internetverbindung, oder wenn der Benutzer offline ist, teilweise oder vollständig funktionieren.
- Progressiv verbessert. Die Grundfunktionen sind somit in älteren Browsern verfügbar. In modernen Browsern ist die PWA voll funktionsfähig.
- Wiedereinbindung. Mittels Push-Benachrichtigungen informiert sie die Nutzer und bindet sie in das Geschehen ein.
- Responsiv gestaltet. So kann sie sich an jedes Gerät und jede Bildschirmgröße anpassen und entsprechend genutzt werden.
- Sicher. Sie verwendet HTTPS, um die Verbindungen zwischen den Parteien zu sichern und sensible Daten zu schützen.
Lesen Sie mehr zu PWA-Vorteilen.
Eine gut implementierte Progressive Web App kann dazu beitragen, den organischen Traffic, die Nutzerbindung, die Conversion Rates und das Umsatzwachstum zu steigern. Der Grad der Vorteile hängt davon ab, wie gut oder schlecht Ihre aktuelle Projektsituation ist.
Es ist von großer Bedeutung zu wissen, dass es nicht notwendig ist, alle Funktionen der neuesten Web-APIs zu implementieren. Wir müssen herausfinden, welche Funktionen für unseren Anwendungsfall von Vorteil wären und die PWA auf unsere Bedürfnisse zuschneiden.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass wir überhaupt keine PWA benötigen und stattdessen mit einer hoch optimierten Website besser bedient sind.
PWA vs. native App vs. normale responsive Website
Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei Progressive Web Apps um erweiterte Websites. Sie enthalten also alle Funktionen von standardmäßigen Websites und bieten einige zusätzliche Funktionen. In der folgenden Tabelle fassen wir die Funktionen von PWAs, nativen Apps und normalen responsiven Websites zusammen.
Denken Sie daran, dass wir Aspekte wie die Entwicklungskosten oder die Zeit bis zur Markteinführung nicht berücksichtigt haben, da dies in einer Tabelle nicht darstellbar wäre. Diese Faktoren sind bei den genannten Lösungen unterschiedlich und sollten bei der Entscheidung für eine Lösung für Ihr Projekt bedacht werden.
PWA | Native app | Normale responsive Website | |
---|---|---|---|
Funktioniert offline | Ja | Ja | Nein |
Push-Benachrichtigungen | Teilweise* | Ja | Nein |
Installierbar | Ja | Ja | Nein |
Spezifische Navigation für Mobilgeräte | Ja | Ja | Nein |
Funktioniert auf allen Geräten und Betriebssystemen | Ja | Nein | Ja |
In den Google-Index aufgenommen | Ja | Nein | Ja |
Kein Download erforderlich | Ja | Nein | Ja |
Umgeht App-Stores | Ja | Nein | Ja |
Keine Updates erforderlich | Ja | Nein | Ja |
Kann verlinkt und geteilt werden | Ja | Nein | Ja |
Geringer Datenverbrauch | Ja | Nein | Ja |
Kann in App-Stores beworben werden | Teilweise* | Ja | Nein |
Voller Zugriff auf native Funktionen | Nein | Ja | Nein |
Wer würde am meisten von einer Progressive Web App profitieren?
Bevor wir uns an die Beantwortung dieser Frage wagen, ist es notwendig, einige der Hauptmerkmale einer Progressive Web App zu verstehen.
Installierbar
Wir haben bereits erwähnt, dass PWAs aussehen und funktionieren wie eine native App. Das heißt, wir können sie auch auf unseren Geräten installieren. Im Gegensatz zum Installationsprozess einer nativen App können PWAs über den Webbrowser installiert werden. Es ist ein schneller und unkomplizierter Prozess mit nur einem Klick. Die heruntergeladene Datei ist viel kleiner als bei einer nativen App.
Nach der Installation auf dem Gerät kann auf die PWA über ein Symbol auf dem Startbildschirm zugegriffen werden. Sie erscheint auch in den App-Suchergebnissen wie jede andere native App.
Wer profitiert von dieser Funktion?
- Projekte mit aktiven Nutzern, die einen einfachen Zugang benötigen: Ohne zuerst in den Browser gehen und eine URL eingeben zu müssen, können sie die Funktionen nutzen.
- Um eine native App zu installieren, müssen die Nutzer zunächst den App-Store aufsuchen. Das könnte ihre aktuelle Interaktion unterbrechen. So müsste beispielsweise ein Kunde, der sich mitten im Bezahlvorgang befindet, noch einmal von vorne anfangen. Das kommt bei PWAs nicht vor.
Push-Benachrichtigungen
Jedes Mal, wenn eine relevante Aktion innerhalb der Anwendung stattfindet, kann der Benutzer eine Nachricht mit dieser Information auf dem Bildschirm des Geräts erhalten. Dies ist ein großartiger Mechanismus, um den Nutzer zu informieren und einzubinden. Wir müssen sie jedoch sparsam einsetzen. Wenn wir die Aufmerksamkeit des Nutzers ständig in Anspruch nehmen, kann er sich zugespammt fühlen.
Zusätzlich gibt es auch ein Badging für das App-Symbol. Auf dem Symbol erscheint ein kleines Abzeichen, das anzeigt, dass eine Aktion einmal oder mehrmals stattgefunden hat. Das ist eine Alternative zu Push-Benachrichtigungen.
Wer profitiert von dieser Funktion?
- Wer die Nutzer über Aktualisierungen ihrer Daten oder Profile auf dem Laufenden halten muss. Zum Beispiel ist dies zentral für Änderungen des Auftragsstatus und der Zahlungsabwicklung im E-Commerce.
- Projekte mit ständig neuen Einträgen oder Aktualisierungen profitieren hiervon, wie etwa Nachrichten- und Wetterdienste.
Offline-Verfügbarkeit
Jeder hat sich schon einmal an Orten oder in Situationen befunden, in denen die Internetverbindung eingeschränkt oder nicht vorhanden war. Eine PWA kann Daten im Hintergrund herunterladen und im Cache des Geräts zwischenspeichern. Dann kann der Nutzer später jederzeit darauf zugreifen, unabhängig von der Verbindungsqualität. Außerdem kann er Aktionen auf einen späteren Zeitpunkt verschieben, wenn die Internetverbindung wiederhergestellt ist.
Wer profitiert von dieser Funktion?
- E-Commerce-Seiten mit kleinen Katalogen: Die Produkte würden im Voraus heruntergeladen werden und dem Nutzer zur Verfügung stehen, wenn er offline ist. Überdies kann der Benutzer Produkte in den Einkaufswagen legen und den Bestellvorgang abschließen. In diesem Fall würde die PWA den Auftrag erteilen, wenn sie wieder online ist.
- Ticketsysteme: Die Nutzer können auf ihre Zug-, Konzert- oder Flugtickets zugreifen, auch wenn sie zum Zeitpunkt der Veranstaltung oder Reise keine Internetverbindung haben.
- Soziale Netzwerke und Kommunikationsanwendungen: Hier trifft das oben erwähnte Beispiel einer Nachricht zu, die offline geschrieben und später online gesendet wird.
Empfang von geteilten Daten
Eine Progressive Web App kann in der Trefferliste der Freigabefunktion erscheinen. So können wir Daten wie Links und Bilder aus anderen Anwendungen senden, sogar aus nativen Apps. Was wir mit diesen Daten machen, hängt von uns und unseren Anwendungsbedürfnissen ab.
Wer profitiert von dieser Funktion?
- Soziale Netzwerke und Kommunikationsanwendungen: Wir haben zum Beispiel eine tolle Website gefunden und möchten sie über unsere PWA mit unseren Kontakten teilen. Wir drücken den Teilen-Button in unserem Browser und wählen unsere PWA aus der Trefferliste aus.
- Leselisten-Apps: Wir können unter anderem Artikel, Dokumente oder Textfragmente zum späteren Lesen teilen.
Optimierung von Geschwindigkeit und Datennutzung
Die Geschwindigkeit unserer PWA und der geringe Datenverbrauch hängen von der Qualität der Implementierung ab. Wir können den Service-Worker nutzen, um eine gute Cache-Strategie zu erstellen und Daten im Hintergrund zu synchronisieren. Eine PWA ist nicht nur deshalb schnell und zuverlässig, weil sie eine PWA ist, sondern auch, weil sie sich die entsprechenden Technologien zunutze macht.
Wer profitiert von dieser Funktion?
- Es gibt Orte, an denen die Datenübertragung kostenintensiv und begrenzt ist. Abgesehen davon profitiert vermutlich jeder von einer PWA, die Daten vorsichtig einsetzt.
- Datenerfassungsanwendungen, wie z. B. Umfrage-Apps: Der Interviewer muss Daten eingeben, während er Fragen stellt und sich die Antworten anhört. Eine schnelle und optimierte App ermöglicht die Erfassung von Daten, ohne dass man sich Sorgen machen muss, dass ein Button zu spät reagiert oder dass im schlimmsten Fall Daten während der Feldarbeit verloren gehen.
Wie wir sehen, können Progressive Web Apps für viele Arten von Projekten nützlich sein. Die damit verbundene Technologie eröffnet die Möglichkeit, großartige Nutzererlebnisse zu schaffen. Ein Projekt ist ein Kandidat für eine PWA, wenn es viele komplexe Benutzerinteraktionen erfordert und die App gleichzeitig schnell und zuverlässig sein muss. Wir müssen unsere Projektanforderungen sorgfältig prüfen und entsprechend entscheiden.
Progressive Web Apps eignen sich für Projekte, auf die mit Desktop- und Mobilgeräten zugegriffen werden soll. Eine PWA kann wie eine typische Website in unserem Computerbrowser funktionieren, aber auch ähnlich aussehen und funktionieren wie eine native App auf unseren Smartphones. Die Beibehaltung einer einzigen Code-Basis bei gleichzeitiger Ausrichtung auf viele Gerätetypen ist sicherlich ebenfalls reizvoll.
Mythen und Fakten zur PWA
Als Frances Berriman und Alex Russel von Google zum ersten Mal den Begriff Progressive Web App definierten, beschrieben sie Standard-Webanwendungen mit einigen zusätzlichen Funktionen, die von modernen Browsern bereitgestellt werden. Dabei ging es hauptsächlich um das Hinzufügen von Service-Workern (ermöglichen z. B. lokales Caching), Web-App-Manifesten (machen die App installierbar) und Push-Benachrichtigungen.
Mit der wachsenden Popularität von PWAs und dem Aufkommen neuer PWA-Frameworks und -Lösungen begann die ursprüngliche Bedeutung zu verblassen und das Akronym selbst wurde mehr zu einem Schlagwort. Mehr und mehr Menschen begannen, sich PWA als magische Lösung für alle Probleme in der Onlinewelt vorzustellen. Lassen Sie uns einige der negativen und positiven Mythen aufklären, die in den letzten Jahren über Progressive Web Apps entstanden sind.
Mythos 1: Eine PWA behebt alle Leistungsprobleme
PWAs können Service-Worker nutzen, um ein effizientes und flexibles Caching zu ermöglichen. Sie erlauben die Definition spezifischer Caching-Anforderungen für API-Antworten, Website-Inhalte oder das Hinzufügen von „Lazy Loading“ für Bilder. Dies kann zwar eine erhebliche Verbesserung darstellen, vor allem, wenn die Seite noch kein anderes Caching implementiert hat, ist aber keine Lösung für alle Leistungsprobleme.
Der Cache verbessert die Ladezeit nicht für neue Besucher, da sie noch nie auf der Seite waren. Es nichts gibt, was aus dem Cache für sie bereitgestellt werden könnte.
Sie können in Google Analytics abrufen, wie viele Ihrer neuen Besucher abspringen. Wenn diese Absprünge durch eine schlechte Ladezeit der ersten Seite verursacht werden, wird eine PWA hier nicht helfen.
Der Caching-Mechanismus einer PWA ermöglicht es uns, Dateien direkt aus dem Cache zu laden. Die Seite muss aber dennoch gerendert werden. Dazu benötigt sie CPU-Ressourcen. Je mehr JavaScript, komplexe Animationen und DOM-Elemente sich auf der Seite befinden, desto mehr CPU wird benötigt. Außerdem wird der Akku stärker belastet, was vor allem Nutzer von Low-End-Geräten einschränkt. Leider wird die Implementierung einer PWA selbst dabei nicht helfen. Stattdessen sollten Sie sich darauf konzentrieren, den Code zu optimieren und möglichst zu vereinfachen.
Nicht zuletzt befinden sich viele der PWA-Frameworks noch in einem frühen Entwicklungsstadium. Sie sind nicht sehr stabil und haben Leistungsprobleme. Das haben wir mit einer der derzeit umfassendsten PWA-Lösungen für E-Commerce beobachtet – der Shopware-PWA. Sie erforderte eine Menge zusätzlicher Arbeit von den Entwicklern, um die Leistung auf ein anständiges Niveau zu bringen – siehe Fallstudie - Yope.me (Video nur auf Polnisch).
Mythos 2: Eine PWA behebt die SEO-Probleme
“Generell zu sagen, dass die Umstellung auf eine PWA Ihre Rankings verbessern wird, halte ich nicht für zutreffend. Sie kann Ihre Rankings verbessern, wenn Sie eine bessere Website erstellen, aber Sie müssen auch an eine Menge anderer Dinge denken”
Wir müssen bedenken, dass eine PWA immer noch eine erweiterte Website ist. Sie enthält keine besonderen Funktionen oder Mechanismen, welche die Suchmaschinenoptimierung sofort verbessern. Eine PWA gibt Ihnen natürlich die Möglichkeit, ein großartiges Benutzererlebnis zu bieten, das die Besucher dazu bringt, Ihre Website eher zu besuchen als die der Konkurrenz. Sie müssen aber immer noch alle Meta- und Strukturdaten einbeziehen, an schnellen Ladezeiten arbeiten und Keywords in die Überschriften und den Inhalt aufnehmen.
Mythos 3: PWA bedeutet Headless
Der Hype um PWA führte zu einer Vermischung der Begriffe PWA und Headless. PWA wurde dabei synonym mit Headless verwendet, was suggerierte, dass PWA ohne Headless-Architektur nicht existieren kann – und umgekehrt.
Das ist nicht wahr. Headless-Software (auch Headless-E-Commerce) bedeutet, dass die Plattform standardmäßig keine grafische Benutzeroberfläche hat. Stattdessen wird der Output über API bereitgestellt. Dadurch können wir das Backend und das Frontend trennen und das Frontend über die genannte API verbinden. Entscheidend ist, dass diese Frontend-Anwendung nicht unbedingt eine PWA sein muss. Es kann auch eine normale Single-Page-Anwendung sein.
Umgekehrt benötigt eine PWA keine Headless-Architektur. Wie bereits in diesem Blogbeitrag erwähnt, ist eine PWA nichts anderes als eine Website, die mit einigen zusätzlichen Funktionen moderner Browser erweitert wurde. Sie können den normalen Storefront in eine PWA verwandeln, indem Sie lediglich einen Service-Worker, das Web-App-Manifest oder Push-Benachrichtigungen hinzufügen.
Es ist nicht erforderlich, dass die PWA die API der Headless-Software verwendet. Das sind zwei völlig verschiedene Dinge, die man nicht miteinander verwechseln sollte.
Mythos 4: Sie benötigen PWA für eine mobil-freundliche Website
Es besteht kein Zweifel, dass Progressive Web Apps im Vergleich zu normalen Websites einige einzigartige mobile Funktionen bieten: Sie sind installierbar, verfügen über Push-Benachrichtigungen und sehen im Allgemeinen eher wie eine native App aus. Außerdem bieten PWA-Frameworks immer mobile-first Themes, die Ihren Shop auch auf kleineren Geräten gut aussehen lassen.
Wenn Sie jedoch bereits einen gut funktionierenden Storefront haben, der auf mobilen Geräten unschön aussieht, ist PWA nicht die einzige Lösung. Oftmals reicht es aus, mobile Ansichten für ein bereits bestehendes Storefront zu entwerfen und zu implementieren. Wenn die PWA-Funktionen für Ihr Unternehmen nicht ausschlaggebend sind, können Sie damit viel Zeit und Kosten sparen.
Mythos 5: Eine PWA funktioniert nicht mit iOS
Lange Zeit fehlten PWAs auf iOS die Funktionen, die in anderen Betriebssystemen unterstützt werden. Die Situation hat sich jedoch mit iOS 13 und 14 verbessert, welche Unterstützung für viele PWA-Funktionen auf Apple-Mobilgeräten eingeführt haben.
Es gibt noch einige Funktionen, die fehlen oder anders implementiert sind. Eine davon ist die Aufforderung „Zum Startbildschirm hinzufügen“, die den Nutzern auf Android-Geräten automatisch angezeigt wird. Kunden mit Apple-Geräten müssen die Freigabeoptionen manuell eingeben und die App von dort aus zum Startbildschirm hinzufügen.
Eine weitere wichtige Funktion, die von vielen Entwicklern gewünscht wird, sind Push-Benachrichtigungen. Leider hat Apple noch immer keine Pläne zur Implementierung bekannt gegeben. So ist es schwer vorherzusagen, wann und ob überhaupt Push-Benachrichtigungen auf iOS erscheinen werden.
Wie Sie sehen, sind Progressive Web Apps auf Apple-Geräten immer noch eingeschränkt. Die Behauptung, dass PWAs auf iOS nicht funktionieren, ist jedoch nicht wahr, da das Betriebssystem Service-Worker, Web-App-Manifeste und den Zugriff auf einige native Eingaben unterstützt.
Was Sie beachten sollten, bevor Sie eine PWA als Lösung in Betracht ziehen
Reifegrad der Technologie
Progressive Web Apps sind ein relativ neues Thema. Sie nutzen moderne Browserfunktionen, um ihre charakteristischen Funktionen anbieten zu können. Viele dieser Funktionen sind noch nicht stabil genug und werden noch nicht umfassend unterstützt. Es besteht kein Zweifel, dass die Browserunterstützung zunimmt und die Technologie sich weiterentwickelt. Wir können jedoch nicht kontrollieren, welche Geräte unsere Nutzer besitzen und welche Browser sie verwenden. Bei der Implementierung einer PWA sollten wir also erwarten, dass geräte- und browserbezogene Probleme behoben werden.
Ein breites Spektrum an Fachwissen ist erforderlich
Um eine PWA zu implementieren, ist es notwendig, Expertenwissen über verschiedene Aspekte der Webentwicklung zu haben. Backend-Kenntnisse und normale Erfahrung mit responsivem Design allein reichen nicht aus. Fortgeschrittene Kenntnisse in der Frontend-Entwicklung (hauptsächlich JavaScript) sind zwingend erforderlich. UI/UX-Kenntnisse tragen zu großartigen Schnittstellen und Benutzererfahrungen bei. Zudem werden Fähigkeiten in den Bereichen DevOps und Sicherheit benötigt, um die Anwendung mit minimalen Risiken auf den Markt zu bringen und zu aktualisieren.
Auch wenn ein einziger Entwickler über das Wissen und die Erfahrung in all diesen verschiedenen Bereichen verfügt, empfiehlt es sich, ein Team von Fachleuten für jeden Bereich und jede Technologie zu finden. Das steigert die Qualität der Implementierung, kann allerdings auch höhere Kosten und längere Entwicklungszeiten bedeuten – muss es aber nicht.
iOS-Einschränkungen
Wie wir bereits erwähnt haben, nimmt die iOS-Unterstützung für PWAs zu. Jedoch können die Einschränkungen bei Geräten mit diesem Betriebssystem für bestimmte Unternehmen immer noch von Bedeutung sein. Wenn Ihre Zielgruppe hauptsächlich iOS-Geräte verwendet, sollten Sie PWA nicht als Lösung wählen.
Zusammenfassung
Seit 2015 haben wir ein konstantes Wachstum der Popularität von PWAs beobachtet. Einige Unternehmen haben durch die Implementierung von PWAs die Besucherzahlen und die Conversion Rates ihrer Online-Shops sicherlich erhöht.
Bevor man sich für die Einführung einer PWA entscheidet, muss jeder Geschäftsinhaber die Anforderungen und Schwächen der aktuellen Lösung sorgfältig bewerten. Erfordert Ihr Geschäftsmodell eine PWA? Können Sie die Probleme mit Ihrer Website beheben, ohne eine PWA zu implementieren? Sie sollten es sich gut überlegen und sich vielleicht für eine einfachere und billigere Lösung entscheiden.
Wird PWA ein weithin akzeptierter und erwarteter Standard werden, wie es Responsive Webdesign heute ist? Viele PWA-Frameworks und -Lösungen sind noch nicht stabil oder ausgereift. Sie werden allerdings jedes Jahr besser und es erscheinen neue Anbieter auf dem Markt. Sicherlich wird das Thema PWA weiterhin viel Aufmerksamkeit erhalten. Es lohnt sich also, es im Auge zu behalten, sich aber gleichzeitig nicht vom PWA-Hype anstecken zu lassen.